Carola Wieser und Markus Wessels machen Münchens Untergrund sicher
„Grob gesagt kann man sich das Ganze als eine Art Schuhkarton vorstellen. Natürlich ein ziemlich großer, der sich zudem weit unterhalb der Erdoberfläche befindet.“ Mit diesen Worten beschreibt Markus Wessels das, was er und Carola Wieser gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen seit 2019 im Herzen von München bauen. Konkret handelt es sich dabei um die neue S-Bahn-Station Marienhof. Diese besteht aus einem sechsstöckigen Gebäude, das nur eben nach unten gebaut wird. Dort, im tiefsten „Geschoss“, in etwa 40 Metern Tiefe, entsteht der „Schuhkarton“, also die Station samt Bahnsteig-Röhren. Hauptaufgabe des Duos aus Geo-Informatiker und Geologin ist es, zu beobachten, wie sich die Bauarbeiten mitten in der bayerischen Landeshauptstadt auf die Umgebung auswirken. Die Arbeitsteilung ist klar verteilt: Der eine liefert dafür die Daten. Die andere wertet diese aus.
Was die Installation von Messpunkten mit dem norddeutschen „Moin“ zu tun hat
Vermessungen sowie Geomonitoring - also die Überwachung der Veränderungen in der Umgebung - beginnen lange bevor Bohrer und Bagger loslegen. Messpunkte werden bis zu einem Jahr vorher installiert. So lässt sich nachvollziehen, welche Auswirkungen die Jahreszeiten auf Erdreich, Gebäude und Co. haben. „Auf diese Weise klären wir vorab, welche Entwicklungen gar nichts damit zu tun haben, dass hier jetzt kräftig gebuddelt wird“, erläutert Wessels. Der Papenburger arbeitet bereits seit 2007 bei HOCHTIEF, war viel im Ausland tätig, unter anderem in Schottland. Er hat mitgeholfen, „BIM“ (Building Information Modeling) bei HOCHTIEF zu etablieren. Diese Arbeitsmethode steht für die vernetzte Planung, den Bau und die Bewirtschaftung von Gebäuden und anderen Bauwerken mithilfe von Software und 3D-Modellen. Einer seiner aktuell größten persönlichen „Erfolge“: Markus Wessels hat das norddeutsche „Moin“ innerhalb des HOCHTIEF-Teams und in der Arbeitsgemeinschaft Marienhof in der Bayern-Metropole fest verankert.
Arbeit im Team: Tausende Messpunkte werden zu sensiblen Computerdaten
Nachdem die Daten, die von tausenden von Messstellen in und an Gebäuden, in den Straßen sowie in den Baugrubenwänden gesendet, erfasst und von Wessels für brauchbar befunden worden sind, landen diese im PC von Carola Wieser. Die Team-Arbeit beginnt und Carola Wieser übernimmt. Die Arbeit der Ingenieurgeologin, die im Bereich Felsmechanik und Tunnelbau promoviert hat, Mutter einer kleinen Tochter ist und seit 2017 für HOCHTIEF arbeitet, geht Hand in Hand mit ihrem Kollegen: „Der Bauherr, also die Deutsche Bahn, hat uns Schwellenwerte gesetzt. Das bedeutet: Ein bestehendes Bauwerk oder die U-Bahn-Strecke darf sich um bis zu x Millimeter setzen oder verformen“, erklärt Wieser. Sollten sich trotz aller Vorsicht Setzungen oder Verformungen außerhalb der jeweiligen Norm abzeichnen, löst das automatisch einen Alarm aus. „In diesem Fall würden wir uns mit der Bauüberwachung und dem Bauherrn zusammensetzen, die Werte genau analysieren und das weitere Vorgehen besprechen.“ Jede Woche gibt es zudem einen Bericht für den Auftraggeber, aber auch für Stadtwerke, Prüfer, Sachverständige und Aufsichtsbehörden, der alle wichtigen Daten aufschlüsselt. Auch das ist Wiesers Aufgabe, die im „Nebenjob“ noch das Grundwasser überwacht, das im Zuge der Bauarbeiten großflächig abgesenkt und entspannt werden muss.
Nichts geht über persönlichen Austausch
Ein- bis zweimal in der Woche ist Markus Wessels in den Straßen und im Untergrund von München unterwegs und guckt, ob bei der von ihm installierten Messtechnik alles in Ordnung ist. Er checkt, ob nichts beschädigt oder kein Kabel getrennt wurde. Carola Wieser ist bei diesen Kontrollgängen auch oftmals mit von der Partie, „um noch besser zu verstehen, wo die Daten, mit denen ich Tag für Tag umgehe, überhaupt herkommen“. Beide HOCHTIEF-Kollegen arbeiten zusammen in einem Büro im Baucontainer mit Blick auf das Baufeld in der Münchner Altstadt, im Rücken thront das Neue Rathaus. Wieser und Wessels sind sich einig: „Es macht die Sache deutlich einfacher, gemeinsam im Büro zu sitzen. Der ständige Austausch ist in unserem Job besonders wichtig. Dieser funktioniert im persönlichen Gespräch, von Angesicht zu Angesicht, am besten.“
Oktober 2022