HOCHTIEF Solutions HTP plant auf einem Teilgrundstück des Petriplatzes in Berlin Mitte ein Büro- und Geschäftshaus. Für die Gestaltung wurde ein nichtoffener Realisierungswettbewerb mit sieben eingeladenen Architekturbüros durchgeführt. Das Preisgericht mit dem Vorsitzenden Christoph Langhof, Geschäftsführer der gleichnamigen Berliner Architektengesellschaft, entschied sich jetzt für den Entwurf von Ortner & Ortner Baukunst, Berlin. Den zweiten Platz belegte KSP Jürgen Engel Architekten, auf den dritten Rang wählte die Jury die Architekten Lederer + Ragnarsdóttir + Oei aus Stuttgart.
Die Jury aus Architekten, Planungsbüros, Vertretern der Stadt Berlin und des Projektentwicklers HTP von HOCHTIEF Solutions würdigte damit die gelungene Umsetzung der städtebaulichen Aufgabe gemäß Bebauungsplanentwurf I-218: Der Preisträger setze die Architektursprache der ebenfalls auf dem Petriplatz geplanten Gebäude „Bet- und Lehrhaus“ sowie „Archäologisches Besucherzentrum“ konzeptionell fort und präge damit das neue Gesicht der Stadt. Die ruhige Form wirke der „Überformung und Zerstörung des Ortes“ entgegen. Die Fassade erscheine fein strukturiert und lasse viel Licht in die Etagen. Die leicht veränderbaren Grundrisse zeigten eine klare Gliederung der Flächen. Als Lösung für ein erhaltenswertes Bodendenkmal ist angedacht, in Teilen des Erdgeschosses einen großzügig angelegten Bereich zu schaffen, der auch den Zugang zu den oberen Geschossen bilden soll. Zudem könnten im Erdgeschoss Gemeinschaftsflächen der Mieter oder eine öffentlich zugängliche Fläche, zum Beispiel eine Cafeteria, eingerichtet werden.
Die Wettbewerbsbeiträge werden eine Woche lang im HOCHTIEF-Haus, Köpenicker Str. 54, 10179 Berlin, gezeigt. Die Ausstellung wird
am Freitag, 15. März 2013, um 11:00 Uhr eröffnet, und kann bis Freitag, 22. März 2013 werktags zwischen 9:00 und 18:00 Uhr besichtigt werden.
Das Projektgrundstück
... befindet sich auf der Spreeinsel, mitten in der historischen Doppelstadt Berlin-Cölln und im heutigen Stadtteil Berlin Mitte. Es wird umschlossen von der Gertraudenstraße, Breite Straße, Scharrenstraße und der neuen Straße „Petriplatz“. Das ebene, unbebaute Grundstück ist fast 1 500 Quadratmeter groß und nimmt das nordöstliche Drittel des historischen Petriplatzes ein. Die unmittelbare Umgebung wird heute geprägt von sieben Wohnhochhäusern aus den 1970er Jahren, zufällig wirkenden, ungestalteten Freiflächen und einem sieben- bis achtgeschossigen Block aus den 2000er Jahren mit Wohnungen, Geschäften und Hotel direkt gegenüber. In östlicher Nachbarschaft sollen weitere Wohngebäude mit Flächen für Läden und Dienstleistung errichtet werden. In nordöstlicher Richtung, im Norden und Nordwesten stehen mehrere bedeutende, teilweise denkmalgeschützte Gebäude aus verschiedenen Jahrhunderten, aber auch neuere Wohn- und Bürohäuser, von denen nach den städtischen Plänen für den Petriplatz und seine Umgebung nicht alle erhalten bleiben.
Historie
Der Petriplatz mit Marktplatz, Rathaus und Petrikirche bildete bis 1709, dem Jahr der Zusammenlegung mehrerer bis dahin eigenständiger Städte zur königlichen Haupt- und Residenzstadt Berlin, den Mittelpunkt der Stadt Cölln, erstmalig urkundlich erwähnt im Jahr 1237. Bei archäologischen Grabungen zwischen 2007 und 2009 fand man drei Fundamente verschiedener Petri-Kirchenbauten, etwa 3 000 Gräber aus mehr als fünf Jahrhunderten sowie die Reste einer Lateinschule. Nordöstlich dieses ehemaligen Kirchenstandorts stieß man im Boden des Wettbewerbgrundstücks (an der Scharrenstraße) auf die Grundmauern eines mittelalterlichen Stadthauses. Die ebenfalls in diesem Bereich entdeckten Überreste von Kellergewölben alter Bürgerhäuser erklärte die Untere Denkmalschutzbehörde zum geschützten Bodendenkmal – es muss bei der Neuplanung so überbaut werden, dass es erhalten bleibt. Am südwestlichen Rand des Projektgrundstücks zeigten sich die Fundamente der früheren Stadtwaage (an der Gertraudenstraße). Ein künftiger Neubau könnte mit einem Vorbau in Laubenform darauf hinweisen.
Heute befindet sich der Platz im Berliner Ortsteil Mitte. Nachdem seine Bebauung im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war, wurden in den 1960er Jahren die Reste der Petrikirche gesprengt. Anschließend wurde der Platz vollständig geräumt und blieb bis heute unbebaut. In der Umgebung entstanden in den Folgejahren viele Verwaltungsgebäude der DDR, so auch das Staatsratsgebäude. Die Lücken in der Blockrandbebauung wurden mit Wohngebäuden geschlossen. Straßenverläufe und -breiten wurden so verändert, dass der ursprüngliche Stadtplan nicht mehr erkennbar war.
Pläne für den Petriplatz und seine Umgebung
„Planwerk Innenstadt“ und „Planwerk Innere Stadt“ heißen die Vorhaben der Stadt Berlin für eine Neugestaltung der Gegend um den Petriplatz. Sie sollen für eine Verbesserung der städtischen Strukturen und eine Aufwertung des Bezirks sorgen. Die historischen Konturen des Stadtbereichs sollen weitgehend wiederhergestellt und zeitgemäß interpretiert werden. Ziel ist ein lebendiges Viertel mit Wohnungen, Läden, Gastronomie und Büronutzung zu schaffen. Dafür wurde der noch nicht festgesetzte Bebauungsplan „Petriplatz und Breite Straße“ (I-218) aufgestellt. Mit ihm soll die städtebauliche Situation nach historischem Vorbild neu geordnet werden. Er legt Blockstrukturen, Höhen und Verkehrsführung verbindlich fest. Der B-Plan I-218 definiert, wie viele Voll- und Staffelgeschosse (zwei) der neue Baukörper am Petriplatz mit welchen Geschosshöhen aufweisen darf und muss, er schreibt Vor- und Rücksprünge im Fassadenaufbau sowie die Dachform vor. Die Fläche kann komplett bis an die Grundstücksgrenzen bebaut werden, wobei der B-Plan entlang der Gertraudenstraße Arkaden für Fußgänger- und Radweg festlegt.
Der öffentliche Raum rund um den Petriplatz ist Teil des Umgestaltungsvorhabens, Straßen und Plätze sollen neu gestaltet werden und ein Netz nach dem Vorbild der historischen Bebauung bilden. Die umgebenden Straßenblöcke sollen zum Teil erweitert werden und Flächen für innenstadttypische Nutzung bereitstellen. Geplant ist eine Mischung aus Büros und Geschäften sowie Dienstleistungen und Gastronomie im Blockrand. Wohnungen sind im Blockinneren vorgesehen. Einige Straßenführungen und -breiten wurden bereits korrigiert und angepasst. Der Stadtplatz „Petriplatz“ ist schon angelegt. Die Bebauung und Nutzung des Platzes soll an die Geschichte dieses Orts anzuknüpfen. Für den Teil südwestlich des mittig liegenden Kirchenstandorts wurde der Wettbewerb „Bet- und Lehrhaus auf dem Petriplatz Berlin“ durchgeführt. Der architektonische Realisierungswettbewerb aus dem Jahr 2012 sieht einen sakralen Bau mit separaten Andachtsbereichen für die drei großen Religionen Judentum, Islam und Christentum vor. Ein Bereich in der Mitte soll als gemeinsames Lehrhaus genutzt werden können. Allerdings ist noch nicht entschieden, ob der Siegerentwurf aus dem Verfahren umgesetzt oder dieser Teil des Petriplatzes unbebaut bleiben wird. Weiter südwestlich davon, am früheren Standort der Lateinschule, ist ein archäologisches Besucherzentrum angedacht. Der 2012 hierfür durchgeführte Wettbewerb richtete sich an Arbeitsgemeinschaften aus Architekten und Landschaftsbauern. Er endete im Dezember des Jahres mit einem eindeutigen Sieger.
Ziel des Wettbewerbs
Der nichtoffene Realisierungswettbewerb suchte auf der Basis der folgenden Kriterien das schönste, wirtschaftlichste und zugleich nachhaltigste Konzept: