HOCHTIEF Projektentwicklung plant im Düsseldorfer Stadtteil Unterbach auf einem zirka 5,2 Hektar großen Gelände ein neues Wohngebiet. Nordwestlich der Kreuzung von Erkrather Straße und Gerresheimer Landstraße könnten in den kommenden Jahren bis zu 317 Wohnungen errichtet werden. Das städtebauliche Gutachterverfahren für das Projekt „Leben in Unterbach“ mit integrierter Öffentlichkeitsbeteiligung ist abgeschlossen und hat einen eindeutigen Sieger hervorgebracht: Der Entwurf des Teams foundation 5+ Landschaftsarchitekten aus Kassel und Netzwerkarchitekten aus Darmstadt soll Grundlage für die weitere Planung sein.
Die Jury aus Architekten sowie Vertretern von Politik, Stadtverwaltung und HOCHTIEF Projektentwicklung begründete ihre Entscheidung damit, dass die städtebauliche Anbindung an Unterbach und die Gerresheimer Landstraße stadträumlich und mit der vorgeschlagenen Nutzungskonzeption überzeuge. Der geplante Freiraum in Anschluss an die westlich gelegene Mehrfachturnhalle lockere das Gebiet auf und stelle eine gute Antwort auf die vorhandene Bebauungsstruktur dar. Das Erschließungskonzept ermögliche eine flexible Entwicklung in mehreren Bauabschnitten mit unterschiedlichen Wohntypologien und verschiedenen Architektursprachen. Der Übergang in die freie Landschaft akzentuiert durch Kopfbauten im Westen sei gut gelungen. Der nördliche Abschluss durch lockere Einfamilienhaus-Bebauung runde das städtebauliche Ensemble vom Landschaftsraum her adäquat ab. Mit der Entscheidung kann das Bauleitverfahren jetzt auf den Weg gebracht werden.
Die städtebauliche Situation
Der fünftgrößte Düsseldorfer Stadtteil Unterbach liegt im Südosten der Stadt, zirka acht Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Nordwestlich und westlich grenzen die Stadtteile Vennhausen und Eller an. Im Osten schließt sich jenseits des Plangebiets der Erkrather Ortsteil Unterfeldhaus an. Hier befindet sich auch die namensgebende Wasserburg "Haus Unterbach". Vor der kommunalen Neugliederung von 1975 ("Düsseldorfer Gesetz") bildeten diese Ortsteile eine Einheit und gehörten beide zu Erkrath. Heute befindet sich nur noch Unterfeldhaus auf Erkrather Stadtgebiet. In seiner mittlerweile fast 300jährigen Geschichte hat Unterbach lokales Brauchtum entwickelt. Dazu zählt der eigenständige Karneval mit Karnevalsausschuss, Prinzenpaar, Umzug und dem Narrenruf "iA!", entsprechend dem Unterbacher Wappengrautier.
Unterbach hat sich seine dörfliche Struktur bewahrt und ist von kleinstädtischer Wohnbebauung sowie - insbesondere entlang der Gerresheimer Landstraße - kleinteiligem Gewerbe wie Geschäften und einzelnen Bürogebäuden geprägt. Den größeren Teil des Stadtteils nehmen Grünflächen ein. Dazu gehören offene, landwirtschaftlich genutzte Flächen vor allem im Norden. Der Unterbacher See mit zahlreichen Freizeitangeboten im Süden und der nahegelegene Eller Forst machen Unterbach zu einem beliebten Naherholungsgebiet.
Auch infrastrukturell kann Unterbach punkten: Der Stadtteil ist mit Nahversorgung wie Bäcker, Metzger oder Supermärkte sowie mit Kindergärten und Grundschulen gut ausgestattet. Weiterführende Schulen gibt es nebenan in Erkrath und im benachbarten Ortsteil Vennhausen. Die südlich am Gelände vorbeiführende Gerresheimer Landstraße verbindet die A46 mit der Unterbacher Ortsmitte. Im Osten verläuft in kurzer Entfernung die A3. Düsseldorf, Hilden und Erkrath sind mit Bus und S-Bahn zu erreichen.
Das Plangebiet
Das Projektgrundstück befindet sich am östlichen Ortseingang Unterbachs zwischen einer südlich der Gerresheimer Landstraße gelegenen Wohnbebauung, einem Landschaftsschutzgebiet im Norden und einem Schulgelände im Westen. Im Osten, jenseits der Erkrather Straße und auf Erkrather Stadtgebiet, grenzt das Landschaftsschutzgebiet Ankerweg an. Das etwa 5,2 Hektar große Grundstück diente bis Ende 2010 der REWE-Gruppe als Regionalverwaltung mit Auslieferungslager.
Das Projekt "Leben in Unterbach"
Aus einer ehemaligen, heute noch vollversiegelten Gewerbefläche soll ein gut durchmischtes Wohngebiet entstehen, das die Siedlungsstruktur Unterbachs ergänzt und der exponierten Lage am Ortseingang mit einem eigenständigen, gestalterischen Profil gerecht wird. Angedacht sind unterschiedliche Wohnformen, die auch familienfreundliches und altengerechtes Wohnen anbieten. Wohnungen und Wohnumfeld sollen überwiegend barrierefrei gestaltet werden. Zudem ist eine Kindertagesstätte für drei bis vier Gruppen sowie eine Außenspielfläche vorgesehen. Die Wohnsiedlung wird dem "Handlungskonzept Wohnen", das der Rat der Stadt Düsseldorf am 6. Juni 2013 beschlossen hat, entsprechen und sowohl geförderten Mietwohnungsbau als auch preisgedämpften Wohnungsbau berücksichtigen.
Bei „Leben in Unterbach“ liegt der Schwerpunkt auf Geschosswohnungen zur Miete oder als Eigentum. Insgesamt sollen sich die neuen Gebäude an dem Bauvolumen der umliegenden, bestehenden Wohnbebauung orientieren. Zugleich wird Wert darauf gelegt, dass sich das bebaute Areal in die grüne Umgebung einpasst. Dafür werden im Inneren Grünflächen, Frei- und Spielflächen, die sich aus klar abgegrenzten öffentlichen, halböffentlichen und privaten Bereichen zusammensetzen, angelegt. Alle Straßen und Stellplatzanlagen sollen von Bäumen gesäumt, alle flachen Dächer begrünt werden. Die rund um das Gelände gewachsenen Grünstreifen bleiben weitestgehend erhalten. Fuß- und Radwege werden die Verbindung nach "draußen" sicher stellen. "Leben in Unterbach" bleibt frei von Durchgangsverkehr: Auf dem Gelände selbst sollen die Erschließungswege als Tempo-30-Zonen angelegt werden. Auch verkehrsberuhigte Bereiche mit maximal 300 Meter Länge können ausgewiesen werden. Dazu wird ausreichend Parkraum benötigt: Private Stellplätze gibt es je Geschosswohnung mindestens einen und je Eigenheim mindestens zwei - überwiegend in Tiefgaragen. Als Hauptzufahrt wird die bereits vorhandene Anbindung an die Erkrather Straße dienen. Weitere Zufahrten gibt es von der Gerresheimer Landstraße aus, diese können zusätzlich genutzt werden.
Das Gutachterverfahren
HOCHTIEF Projektentwicklung hat 2013 in Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Düsseldorf ein städtebauliches Gutachterverfahren initiiert, mit dem ein überzeugendes Gesamtkonzept für die Ortseingangssituation von Unterbach gesucht wurde. Der nicht anonyme, qualitätssichernde Wettbewerb wurde einstufig, begrenzt und kooperativ durchgeführt. Eingeladen waren fünf Architekturbüros, die jeweils als Team mit einem Landschaftsplaner antraten. Wesentlicher Bestandteil des Verfahrens war die Beteiligung der Öffentlichkeit in prozessbegleitenden Kolloquien:
Am 10. Dezember 2013 wurde das Wettbewerbsziel in der Paul-Gerhard-Kirche in Unterbach erstmalig mit allen Interessierten diskutiert. Die Anregungen aus dieser Veranstaltung flossen in die Entwurfsarbeiten der Architekten-Teams ein. Ein Zwischenkolloquium, bei dem die ersten Entwürfe der teilnehmenden Architekten-Teams vorgestellt wurden, folgte am 15. Januar 2014. In der vollbesetzten Kirche konnten sich alle Anwesenden zu den Gestaltungsvorschlägen für das künftige Wohnviertel äußern. Auf dem Schlusskolloquium am 25. Februar 2014 präsentierten die Teams der Bürgergemeinde von Unterbach ihre Abschlussarbeiten. Am 7. März 2014 trat die zwölfköpfige Jury unter Vorsitz von Prof. Johannes Ringel zusammen und fand einen eindeutigen Sieger.
Der Siegerentwurf
Der Entwurf von foundation 5+ Landschaftsarchitekten und Netzwerkarchitekten sieht eine streifenförmige Baustruktur mit einzelnen Baufeldern vor, welche im Süden von der Gerresheimer Landstraße ausgehend mit dem größtmöglichen Bezug zum umgebenden Landschaftsraum in Bändern nach Norden fortgeführt wird. Die Haupterschließung erfolgt von der Erkrather Straße im Nordosten. Von hier aus durchdringt ein rasterförmiges und reduziertes Straßennetz das neue Quartier. Die Straßenführung bremst den internen Verkehr und verhindert Schleichverkehre durch das Wohngebiet. Vorgesehen ist ein abgestuftes und fein differenziertes Freiraumsystem. Barrierefreie Straßenräume sollen von Fahrzeugen aber auch Fußgängern genutzt werden können. Als Wohnstraßen bilden sie entsprechende Freiräume. Wohn- und Gartenhöfe innerhalb der Baufelder sind durch ein eigenes Wegenetz ausschließlich für Fußgänger miteinander verbunden. Für die Bebauung, die sich ähnlich einem Straßendorf vornehmlich an dem Verlauf der Gerresheimer Landstraße ausrichtet, ist eine Mischung vielfältiger Gebäudetypen und –höhen angedacht. Neben freistehenden Einfamilienhäusern, Reihenhäusern und Doppelhäusern soll Geschosswohnungsbau mit zwei bis vier Etagen - auch für ein Mehrgenerationenhaus und für Seniorenwohnungen im Südwesten - entstehen. Das Tor in das Quartier bildet ein Eingangsplatz im Südwesten. Hier soll auch die Kindertagestätte ihren Platz finden, an die sich im Norden eine große Spielfläche anschließt.