Jeder Handgriff eine Uraufführung
Beate Cornils hat etwas gebaut, was so noch nie gebaut wurde.
„Wer etwas baut, was noch nie jemand gebaut hat, muss kompromisslos im Anspruch sein – und kompromissbereit im Dialog“, erinnert sich Beate Cornils an einen Auftrag, der das Projekt ihres Lebens werden sollte. Ganze neun Jahre hat sie für HOCHTIEF mit an der Elbphilharmonie in Hamburg gebaut – ein Gesamtkunstwerk aus exklusiven Wohnungen, Hotel und der eigentlichen Philharmonie selbst, für die sie als „Projektleiterin Konzert“ verantwortlich war.
Einzigartiges entsteht
Ein Konzerthaus direkt am Hafen, zugleich ein Prachtstück auf den Mauern eines historischen Speichers. Mit zweischaliger Konstruktion, die Konzertsäle lagern über Federpakete auf der tragenden Konstruktion, um die Hafengeräusche draußen zu halten. Perfekt bis ins Detail. Allein die Wandverkleidung der Säle – die „Weiße Haut“ – besteht aus über 12.000 individuell gefrästen Gipsfaserplatten. Keine gleicht der anderen. Selbst die Stühle werden eigens entwickelt, Materialkombinationen kommen erstmals zum Einsatz. „Mehr als einmal waren wir an dem Punkt, dass wir nicht wussten, wie wir es schaffen werden. Aber wir wussten immer, dass wir es schaffen. Wenn jeder Handgriff einer Uraufführung gleichkommt, muss man an sich selbst glauben und auch einmal außerhalb der Normen denken.“
Man muss an sich selbst glauben und auch einmal außerhalb der Normen denken.“
Ein Haus für Künstler – von Künstlern
Nicht immer läuft alles reibungslos. Zwischendurch gerät das Projekt ins Stocken. Als die Beteiligten einen Neuanfang wagen, geht HOCHTIEF mit umfangreichen Garantien und Zusagen ins Risiko, das Team kann weiterbauen. Es wird eine gemeinsame „Arbeitsgemeinschaft Planung“ gegründet, deren Geschäftsführerin Cornils wird. Die Philharmonie ist nicht nur ein Haus für Künstler – es ist auch ein Haus von Künstlern. Der weltberühmte Akustiker Yasuhisa Toyota – kompromisslos bei der Suche nach dem perfekten Klang, genau wie die Architekten von Herzog & Meuron bei der Gestaltung. Deren Sprache spricht auch HOCHTIEF-Managerin Beate Cornils, denn sie ist selbst Architektin. In die Arbeitsgemeinschaft kommen nur diejenigen, die gemeinsam neu anfangen wollen. Ein Start-up en gros, und ein erfolgreiches.
Die ersten Töne
Im Herbst 2016 die erste Orchesterprobe. Als der erste Ton erklingt, kommt die Gewissheit: Es hat sich gelohnt. Die zukünftigen Nutzer waren vom Klang und der Akustik begeistert. Dann kommen die Tränen der Erleichterung. „Aber bis wir alle wirklich realisiert hatten, dass wir es tatsächlich geschafft haben, sollte noch viel Zeit vergehen“, so Beate Cornils, die vor 38 Jahren als eine von wenigen Architekten bei HOCHTIEF begann. „Als vermeintliche Exoten haben wir früh gelernt, wie wichtig der Dialog zwischen Architektur und Ingenieurbau ist.“ Cornils hat schon so außergewöhnliche Projekte wie drei der spektakulären Pavillons auf der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover gebaut und ist heute vor allem im Wohnungsbau und in Büroimmobilien aktiv. „Kein Projekt aber hat mehr Unternehmergeist gefordert als die Elphi. Wir waren bereit, Dinge zum ersten Mal zu tun, haben gelernt, Künstler und Pragmatiker unter einen Hut zu bringen – und haben uns nicht mit 99 Prozent zufriedengegeben.“
Wir wussten nicht immer, wie wir es schaffen, aber dass wir es schaffen.“
April 2023